Lexikon der Kartographie und Geomatik: Internationale Weltkarte 1 : 1 000 000
Internationale Weltkarte 1 : 1 000 000, IWK, E International World Map, offiziell F Carte Internationale du Monde au Millionième, deutsche Bezeichnung für das von A. Penck (1858-1945) auf dem Internationalen Geographenkongress in Bern 1891 vorgeschlagene Weltkartenwerk. Nach langer Anlaufzeit konnte auf den Weltkartenkonferenzen 1909 in London (8 Staaten) und 1913 in Paris (33 Staaten beteiligt) in grundlegenden Fragen hinreichende Übereinstimmung (Nullmeridian Greenwich, metrisches System für Reliefdarstellung) erzielt werden und erste Blätter erscheinen. Nach Unterbrechung im Ersten Weltkrieg übernahm 1922 die Internationale Geographische Union (IGU) die Leitung; eine weitere Konferenz 1928 klärte strittige Fragen. Während nur wenige offizielle Blätter erschienen sind, gaben einige Staaten nationale Kartenwerke 1:1 Mio. heraus (z. B. Brasilien und seit 1928 die UdSSR). Vor und während des Zweiten Weltkriegs wurde von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA eine große Anzahl Blätter als militärische Operationskarten bearbeitet. 1953 wurde die Betreuung des Kartenwerkes vom Kartographischen Büro der UNO übernommen (ECO-SOC). Eine Dokumentation für 1962 zur Technischen Konferenz in Bonn ergab ca. 750 fertige Blätter, von denen aber nur ca. 1/3 voll den Richtlinien entspricht.
Dem Kartenwerk liegt ein polykonischer Entwurf zugrunde. Jedes Gradabteilungsblatt umfasst 4° in der Breite und 6° in der Länge, in höheren Breiten auch 12° und mehr. Insgesamt decken 2212 Blätter die Erde vollständig ab; auf etwa 750 Blättern sind Festland und Inseln abgebildet, der Rest sind reine Meeresblätter, von denen bisher nur wenige veröffentlicht wurden. Der Karteninhalt entspricht einer geographischen Übersichtskarte mit Höhenschichten und ist in Acht- bis Zehnfarbendruck ausgeführt. Die Blattbeschriftung ist französisch, die Blattbezeichnung besteht aus dem Namen eines topographischen Objekts und einer Kennzeichnung aus Großbuchstaben und Ziffern, wobei die Buchstaben die Breitenzonen, am Äquator beginnend (A bis W für 22 Streifen), und die Ziffern die Meridianstreifen, beginnend bei 180°, von West nach Ost zählend, angeben. Deutschland vor 1937 lag im Bereich der vier Blätter N.N-32, N.N-33 (52° bis 56° : 4=13. Zone), N.M-32 und N.M-33, wobei das vorgesetzte N Nordhalbkugel bedeutet; 1. Ausgabe 1927. Im Rahmen einer Neubearbeitung durch das IfAG, 1977, wurde als Sonderblattschnitt ein Blatt N.N 31/32 Amsterdam/Hamburg hergestellt und das Blatt München in nach Osten erweiterter Form bearbeitet. Seit 1991 liegt eine Gesamtkarte des vereinigten Deutschlands vor, auch als digitale Datenbank (DLM 1 : 1 Mio.).
Die IWK wird voraussichtlich nie als homogenes Kartenwerk nach einheitlichem Zeichenschlüssel und Bearbeitungsgrundsätzen vollständig vorliegen, zumal sie seit Anfang der 1990er Jahre mehr und mehr durch die Weltluftfahrtkarte ONC 1 : 1 Mio. in ihrer Funktion ersetzt wird. Die Prinzipien der Blatteinteilung und Blattbezifferung fanden über das Kartenwerk hinaus auch anderweitig für nationale Kartenwerke (z. B. Sowjetunion, Ostblockstaaten) sowie für die Karta mira World Map 1 : 2,5 Mio. Anwendung. Auf der Grundlage der Blätter der IWK wurden auch verschiedene thematische Kartenwerke begonnen, z. B. die "Tabula Imperii Romani". Im Hydrologischen Institut Monaco werden im Blattschnitt der IWK die Arbeitsblätter der General Bathymetric Chart of the Oceans (GEBCO) geführt.
WSS
Literatur: MEYNEN, E. (1962): International Bibliography of the Carte Internationale du Monde, Bonn.
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